Grußwort von Lothar Schneider auf der IRES Konferenz in Düsseldorf 2019

Am 13.03.2019 eröffnete Lothar Schneider, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW, die deutschsprachige Vortragsreihe auf der IRES Konferenz in Düsseldorf. Im Folgenden finden Sie das Grußwort im Wortlaut: Sehr geehrte Damen und Herren, ich begrüße Sie zu unserem deutschsprachigen Konferenzteil auf der diesjährigen IRES. Als langjähriger Kooperationspartner von EUROSOLAR haben wir, die EnergieAgentur.NRW, in den letzten Jahren viele spannende Themen in diesen Konferenzteil gepackt und mit Ihnen diskutiert. Dieses Jahr freuen wir uns, dass wir mit der INES einen weiteren Kooperationspartner an Bord haben. Herzlich willkommen!

Wer in diesen Tagen über die Energiewende, über die Energieversorgung der Zukunft spricht, der kommt am Thema Kohleausstieg nicht vorbei. Der Bericht der Kommission für „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ ist für NRW ein klarer Kompass. Und er stellt durch ein fast einstimmiges Votum der Beteiligten einen gesellschaftlichen Konsens dar. Die Faktenlage ist eindeutig: Die Empfehlungen der WSB-Kommission sehen vor, die Kohleverstromung in Deutschland bis zum Jahr 2038 zu beenden. So sollen bis 2022 Kraftwerkskapazitäten im Umfang von 12,5 GW abgeschaltet werden, waren bereits 1,5 GW zur Sicherheitsbereitschaft und damit zur Abschaltung vorgesehen. Bis zum Jahr 2030 sollen die deutschen Kraftwerkskapazitäten auf 17 GW reduziert werden. Durch die stufenweise Herausnahme von Kraftwerksblöcken soll es bei gleichzeitigem Ausbau darunter 3,9 GW Braunkohlekapazität im Rheinischen Revier. Davon der erneuerbaren Energien gelingen, dass der Energiesektor bereits im Jahr 2022 45 Prozent weniger CO ausstößt als 1990.

Die vorgeschlagene Lösung ist akzeptabel, weil das Zieldreieck aus Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Klimaschutz in der Balance bleibt. Ein durch die zunehmende Einspeisung volatiler erneuerbarer Energien geprägtes Stromsystem bedarf mehrerer Grundvoraussetzungen, damit die Stromversorgung auch zukünftig zu jeder Zeit sicher und bezahlbar bleibt und es zu keiner Deckungslücke im Verhältnis von gesicherter Leistung und Spitzenlast in Deutschland kommt.

Und damit sind wir beim heutigen Thema, damit sind wir bei den strukturellen Notwendigkeiten von Speichertechnologien. Wir haben in der Vergangenheit viel über die verschiedensten Technologien gesprochen, wir haben viel
• über Stromspeicher,
• über Pumpspeicher und ihre Rolle im zukünftigen Energiemarkt,
• über Batteriespeicher, deren Markterfolg sich wider Erwarten nicht in der Automobilbranche vollzogen hat, sondern im stationären Bereich;
• oder über die Batteriezellfertigung,
• über Recycling und
• über rechtliche Rahmenbedingungen gesprochen.

In diesem Jahr werden wir uns dem Thema Gas etwas stärker zuwenden.
Aber selbstverständlich geht es nicht um die neue umstrittene Pipeline durch die Ostsee. Das ist eine politische Diskussion.

Gas, auch und gerade in Form von erneuerbarem Gas, ist ein Allrounder und hat in jüngster Zeit neuen Auftrieb erfahren. Und es hat das Zeug dazu, in der künftigen Energieversorgung als Partner der erneuerbaren Energien deutlich an Bedeutung zu gewinnen – in der Stromerzeugung zum Beispiel. Oder im Verkehr als jetzt schon wirtschaftliche, sparsame und sauberere Alternative. Und auch im Wärmebereich als Ersatz für alte ineffiziente Heizungssysteme. Alle Sektoren sollen nach dem Willen der Bundesregierung einen angemessenen Beitrag zur Erreichung der Treibhausgasminderungsziele leisten.

Und in diesem Zusammenhang richtet sich der Fokus auch auf Gasspeicher. Deren Wert wird derzeit gar nicht wahrgenommen. Das wird sich aber in Zukunft ändern, wenn sie zum einen verstärkt Kraftwerke, Gaskraftwerke – vor allem solche mit KWK-Technologie – und zum anderen den Wärmemarkt bedienen sollen. Sie tragen damit erheblich zur Energieversorgungssicherheit bei. Herr Bleschke von der INES wird darauf sicherlich in seinem Vortrag noch eingehen.
Klimaschutz und Energieprozesse gehen meist Hand in Hand. Klimaschutz ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit. Wir erkennen in engagiertem Klimaschutz auch Chancen für den Wirtschaftsstandort Nordrhein-Westfalen. Denn erstens ist Klimaschutz ein Treiber einer Modernisierungsstrategie für NRW: Zum Beispiel, indem industrielle Prozesse effizienter gestaltet, Energie und Kosten eingespart werden.

Zweitens entsteht durch Klimaschutz ein weltweiter Markt für innovative Produkte, Technologien und Dienstleistungen, deren Entwicklung und Produktion enorme Chancen für Unternehmen und Forschungseinrichtungen in NRW bieten. Nach der Einschätzung von Experten wird dieser Markt bis zum Jahr 2030 auf rund 1 bis 2 Bil-lionen Euro pro Jahr anwachsen.

Das heutige Energiesystem wird sich zu einem internationalen, intelligenten und integrierten Gesamtsystem weiterentwickeln. Die Sektoren Strom, Wärme/ Kälte und Mobilität werden künftig enger miteinander verknüpft. Die klassische Stromerzeugung, wie wir sie heute kennen, wird zukünftig mehr und mehr in ein sektorenübergreifendes und treibhausgasneutrales Energiesystem transformiert, das von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien, von vernetzten, dezentralen Strukturen sowie von digitalisierten Prozessen geprägt sein wird.

In diesem Zusammenhang schlägt die Kommission für „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ vor:
„Maßnahmen zu Netzen, Speichern, Sektorkopplung und Innovationspotenzialen
• Modernisierung und bessere Nutzung der Stromnetze durch Optimierung, Ausbau und marktliche Maßnahmen,
• Überarbeitung des Systems der Entgelte, Abgaben und Umlagen im Energiebereich,
• Prüfung der Einführung einer CO2­Bepreisung mit Lenkungswirkung in den Sektoren außerhalb des Europäischen Emissionshandels“

Und damit sind auch schon die Themen genannt, die wir heute mit unseren Referenten und Ihnen diskutieren. Wir werden uns am Vormittag dem Thema Infrastrukturen widmen:
• Netzentwicklungsplan 2019, wie geht es weiter mit dem Umbau des Transportnetzes;
• Elektrolyse als Chance zur Infrastrukturkopplung;
• der Wert von Flexibilitäten in Verteilnetzen.

Am Nachmittag werden im Sinne dieser Energiespeicherkonferenz zentrale und dezentrale Energiespeichermöglichkeiten und die zugehörigen Herausforderungen (nicht nur technischer Natur) erörtert.

Ich freue mich auf den Gedanken- und Ideenaustausch. Und ich wünsche uns allen eine spannende Veranstaltung.

Vielen Dank!